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MODERATES UND INTERMITTIERNDES HOCH-INTENSIVES TRAINING BEI TYP 1 DIABETIKERN

Wie unterscheidet sich die physiologische Antwort auf intermittierendes hoch-intensives Training im Vergleich zu konstantem Ausdauertraining?

Es ist bekannt, dass bei Typ 1 Diabetikern der Blutzucker bei intermittierendem hoch-intensivem Training (IHT) weniger stark ausfällt als bei moderaten, konstanten Belastungen. Dies, obwohl die Gesamtleistung beim IHT viel höher ausfällt.

Jede Art von Training erhöht grundsätzlich das Risiko, in eine Hypoglykämie, eine Unterzuckerung, zu geraten. Dies bestätigte bereits MJ MacDonald in einer Untersuchung 1987. In der Studie konnte nachgewiesen werden, dass bis zu 31 Stunden nach einer körperlichen Aktivität ein erhöhtes Risiko einer Hypoglykämie besteht. Bei vielen Diabetikern führt die Aufklärung über eine mögliche Hypoglykämie oft zu Angst und Zurückhaltung, Sport zu treiben. Diabetiker können durch Zufuhr von Kohlenhydraten und Anpassung der Insulinzufuhr aber sicher Sport betreiben. Dazu ist Wissen über die körperliche Reaktion nötig.

Gut untersucht und auch bestätigt, ist mittlerweile, dass moderates, konstantes Training den Blutzucker reduziert. Hingegen andauerndes, hoch-intensives Training (15min bei über 80% VO2max) stimuliert eine kontinuierliche Erhöhung des Blutzuckers während und auch in der ersten Erholungsphase nach dem Sport. Eine Kombination von moderater Belastung und IHT ist weit weniger gut erforscht. Diese Kombination ist den meisten Teamsportarten sehr ähnlich und simuliert z.B. auch das spontane Spielverhalten eines Kindes.


IHT braucht in später Erholung mehr Glukose


In einem Experiment von K.J. Guelfi wurde 2006 genau diese Kombination untersucht. Die Blutzuckerwerte wurden dabei stabil durch eine «euglykämische Klammer» auf 5.5mmol/L gehalten. Es zeigte sich, dass während der frühen Erholungsphase die Glukoseinfusionsrate bei IHT und moderatem Training allein höher blieben als die Norm, nach 5 Minuten der Erholung aber diejenige der moderat Trainierten deutlich höher blieb als jene der IHT-Gruppe. Die Gruppe der moderat Aktiven brauchte also sogar mehr Glukose während der frühen Erholung als die IHT-Gruppe. In der späteren Erholung brauchte dann die IHT-Gruppe etwas mehr Glukose als die moderat Aktiven, allerdings waren die beiden Gruppen fast gleichauf.

Ebenfalls untersucht wurde die endogene Glukoseproduktion der Leber. Dabei wurde deutlich, dass IHT zu einem früheren und auch grösseren Anstieg der Glukoseproduktion einhergeht. Nach dem Training fiel in beiden Gruppen die Glukoseproduktion rasant ab, blieb aber während der ersten Stunde der Erholung leicht über dem Normniveau. Die moderat Aktiven erreichten nach ca. 90 Minuten den Normbereich, während die IHT-Gruppe auch nach 2 Stunden noch leicht über der Norm lag.

Der Glukoseverbrauch sah ähnlich aus. Allerdings stieg in der IHT-Gruppe dieser Wert nach einer Stunde der Erholung erneut an und blieb danach deutlich höher als der Wert der moderat Trainierten.



Einfluss auf Hormone verhält sich ähnlich bei moderatem wie IHT


Auffallend war im Experiment, dass weder bei den Moderaten noch bei IHT das Hormon Adrenalin (Gegenspieler des Insulins) anstieg. Dafür kam es aber zu einem Anstieg von Noradrenalin in beiden Gruppen. Während dem Training stieg auch das Glukagon, ebenfalls Gegenspieler Nr. 1 vom Insulin, nicht an. Nach einer Stunde Erholung lag der Glukagonspiegel der IHT-Gruppe aber deutlich tiefer als derjenige der moderat Trainierenden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass hoch-intensive Belastungen als Teil von moderatem Training zu einer schnelleren und grösseren Erhöhung der endogenen Glukoseproduktion während körperlicher Betätigung führen als moderates Training allein. Während der Früherholung sinkt die Glukoseverwertung nach IHT schnell ab, während sie nach moderater Belastung leicht erhöht bleibt. Dies, obwohl die Gesamtbelastung bei IHT um einiges grösser ist. Der Glukosebedarf ist deshalb unmittelbar nach IHT viel geringer als nach moderater Belastung.

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Referenzen

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  • Guelfi KJ, Ratnam N, Smythe GA, Jones TW, Fournier PA. Effect of intermittent high-intensity compared with continuous moderate exercise on glucose production and utilization in individuals with type 1 diabetes. Am J Physiol Endocrinol Metab. 2007 Mar;292(3):E865-70. doi: 10.1152/ajpendo.00533.2006. PMID: 17339500.

  • MacDonald MJ. Postexercise late-onset hypoglycemia in insulin-dependent diabetic patients. Diabetes Care. 1987 Sep-Oct;10(5):584-8. doi: 10.2337/diacare.10.5.584. PMID: 3677976.

  • Tuominen JA, Karonen SL, Melamies L, Bolli G, Koivisto VA. Exercise-induced hypoglycaemia in IDDM patients treated with a short-acting insulin analogue. Diabetologia. 1995 Jan;38(1):106-11. doi: 10.1007/BF02369359. PMID: 7744214.

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